Wir starteten am Mittwoch, dem 29. April in Graz. Die Route führte uns bei anfangs sehr schlechtem Wetter durch die Steiermark, das Salzachtal und den Grießenpass nach Tirol und weiter durch das Inntal zum Arlberg.
Trotz intensiver Recherchen im Vorhinein waren wir dann doch überrascht, dass auf den Arlberg ein Fahrverbot für Radfahrer bergauf bestand. Die Einhaltung wurde auch von der Polizei kontrolliert. So zahlten wir je 6€ für ein "Bike-Taxi" und hinauf gings in den Regen bzw. Schnee. Hinunter durften wir ja dann fahren...
Der Taxifahrer bat noch, wir sollten "ein Kerzerl für ihn in Santiago anzünden". Das taten wir auch - ein elektronisches (!).
In der Schweiz folgten wir weitgehend der "Mittelland-Route", wobei uns jedoch das Hochwasser durchaus manche Schwierigkeit bereitete. Insbesondere in Zürich waren einige Radwege überflutet - und keine Alternativen ausgeschildert... Das Wetter war auch in der zweiten Reisewoche eher schlecht. Den ersten Rasttag machten wir nach einer guten Woche in Solothurn zur Überraschung manch anderer am superteuren Campingplatz bei schönstem Wetter.
Das Radeln brachte uns dann in Frankreich meist nahe dem Jakobsweg (Camino Frances) für Fußpilger über Le Puy en Velay nach St. Jean Pied de Port.
Über die Pyrenäen gings quer durch Spanien - auf meist autoleeren Nationalstraßen.
Oft durch völlig menschenleere weite Ebenen reisten wir auch immer wieder an besonderen Sehenswürdigkeiten vorbei. Einzig dort waren dann jeweils mehr Touristen anzutreffen. Der Weg führt nach dem Passieren von Astorga jedoch schließlich auch wieder recht hoch in die Berge, ehe er zum ersten großen Ziel geleitete. In der Kathedrale von Santiago: Das Spektakel des Weihrauchfass-Schwenkens gehört dazu, ebenso wie ein feierlicher Gottesdienst, wobei viele Menschen währenddessen in offenen Beichtstühlen zur Beichte gehen. Das ist in vielen Sprachen möglich.
Wendepunkt unserer Reise war Ende Mai Finisterre, wo wir hoch über dem Meer mit Traumblick auf die Atlantikküste wild campierten. Dann gings nach Norden durch viel einsamere Landschaft ohne Pilger, von denen es bis Santiago mehr als genug in verschiedenster Ausprägung gegeben hatte, an die Atlantikküste.
Ein kultureller Höhepunkt war der Besuch des Guggenheim-Museums in Bilbao. Stichwort "Kultur": Außer der "Höhle" von Altamira und einer Schlossbesichtigung an der Loire stand doch das Unterwegssein im Vordergrund.
Im Raum Biarritz entschieden wir uns, nach einem Tipp von zwei deutschen Radlern, entgegen dem ursprünglichen Plan für die Atlantikroute nach Norden. ("Velodyssee", auch Eurovelo 1). Zeit hatten wir genug und es lief ausgezeichnet. Lange fuhren wir so in einer herrlichen Dünenlandschaft, vorbei an La Rochelle, die Gironde mit dem Schiff querend, bis zur Loiremündung. Nun folgten wir der Loire mit ihren Schlössern auf dem "Eurovelo 6", der Saone und der Doubs, bis wir an den Rhein bei Neuenburg gelangten.
Eher gemütlich erreichten wir schließlich wieder vertrautere Landschaft in gewohnterer sprachlicher Umgebung und radelten von Donaueschingen bis Passau den deutschen Donauradweg. In Österreich fuhren wir entlang des Stromes noch bis Grein.
Quer durch die Berge gelangten wir endlich nach Mariazell um schließlich über den Seeberg, zuletzt die Mur entlang nach Hause zu kommen.
Am Samstag, dem 11. Juli wurden wir sehr herzlich von "Annerl", Georgs 80jähriger Mutter mit einer Jause empfangen.....
Bonmot zuletzt:
Fragt uns ein Wiener, der mit seinem Enkerl am Erlaufsee bei Mariazell urlaubt, "wo fahrts denn hin?". "Nach Graz." "Und von wo kommts?" "Von Graz." Meint er: "Na, des is ja sicher hübsch weit. Wie viele Kilometer sind's denn?". Sag ich Angeber: "7300..."
Bei vielen interessanten Begegnungen mit Menschen, die Unterschiedlichstes vor hatten, trafen wir unter andem auf Selima und Ose Shalom. Sie wollten mit einer Einladung zu Mate von ihrer Begeisterung für die Kirche der 12 Stämme erzählen - und uns vermutlich auch bekehren...
...oder Paul: Ihn trafen wir am deutschen Donauradweg mehrmals, weil unser Tempo gut zusammen passte. Unsere Wege trennten sich in Passau. Paul ist gelernter Mechaniker, stammt aus Polen und ist katholischer Priester, Kapuziner, derzeit in Innsbruck. Er war ebenso wie wir mit dem Zelt ganz einfach unterwegs und fuhr den ganzen deutschen Donauradweg.
Jean-Francois und Francoise waren von Rotterdam nach Frankreich, in den Raum Osselle unterwegs. Ihre bemerkenswerte "Bärenjagd" (und auch ein von Foto von uns) findet man hier.