Ein drittes Mal fahren wir zu sechst nach Matrei in Osttirol. Der Platz ist verlässlich reserviert für unsere 5 Zelte und so gibt es eine entspannte Anreise.
Schönstes Wetter lässt unsere Herzen höher schlagen und etliche Wunschziele wahr werden. Ebenso verlässlich ist das Wetter im Engadin in Graubünden, so dass wir auch dort täglich in die Berge streifen. Außer am Reisetag weiter in die Schweiz sind wir tüchtig jeden Tag unterwegs und erleben herrliche Bergabenteuer!
Schon bei der Hinfahrt gehen wir uns ein mit bescheidenem Höhenaufwand auf den Knoten. Kurz soll es sein, weil wir uns ja auf dem Camping in Matrei noch einrichten wollen und weil Gewitter angesagt sind. Dennoch ist dieser Mugel gleich ein sehr schöner Auftakt. Am nächsten Tag braucht es schon mehr Aufwand und es wird anspruchsvoller: Wir stapfen über den Nordrücken teilweise kraxelnd auf den Berger Kogel, wählen den Abstieg am See vorbei, um zu baden und zur Hütte auf ein Bier zu gelangen. Und dann glauben wir, genug eingestimmt zu sein für den Venediger: Das Wetter ist strahlend, keine Gewittergefahr - was wollen wir mehr. Das Hüttentaxi bringt uns nobel um 4:00 zur Johannishütte und wir dürfen einen Traum-Bergtag erleben. Dietlinde ist besonders glücklich, geht sie doch das erste Mal am Seil, auf einem Gletscher, mit Steigeisen und auch erstmals auf einen Dreitausender. Nach dem Abstieg wollen wir die Wartezeit für das Taxi in der Johannishütte mit einem Getränk abkürzen und fragen, ob sich das zeitlich ausgeht. Die Antwort: "Wenns ka Zeit habts, derfts net einkehrn..."
Dann steigen wir aus dem Virgental als Rasttagstour auf den Almkogel und wir freuen uns wieder besonders über den Käse, den wir auf der Lasnitzenalm erstehen können. Ein weiterer Prachttag führt uns auf den Mullwitzkogel (="Wiesbauerspitz") oder neuerdings kurz "Wurstspitz", eine lange und interessante Tour, bei der wir auch wieder die Umbalfälle bestaunen. Jim kommt am Donnerstag nach und wir verleben gleich einen sehr netten Abend mit Cilly, unserer Besucherin aus dem Defereggen.
Einmal geht's noch mit Dietlinde und auch mit Jim auf den kleinen Zunig, dann verlässt uns meine Schwester Diedl. Den Abschluss hier in Osttirol bildet der Säulkopf, der zwar wieder eine Nebelhaube trägt, aber ein prächtiges Ziel darstellt. Zu- und Abstieg gestalten wir in als Runde hinauf über die Wunalm, hinunter über das Niljoch.
Und weiter geht's über Tirol ins Engadin. Auf dem "Naturzeltplatz" Rona verstand man zwar unter "Reservierung" etwas anderes als wir, dennoch finden wir uns rasch zurecht und den Ort zunehmend charmant.
Das Parken auf der Alp Flix stellt für uns schon eine ebenso große Hürde dar, wie unser erstes Ziel, der Piz d'Agnel. Für Ersteres muss zuerst eine App herunter geladen, die Bankverbindung bestätigt und dann die Parkdauer eingestellt werden - stolze 10 CHF zahlen wir für ein paar Stunden. Zweiteres hingegen verlangt uns nur herrliches Wandern über Almböden, oft weglos, und zuletzt ein wenig Stapfen im Schotter ab. Die Aussicht von all diesen uns zuvor unbekannten Albulabergen ist atemberaubend: Vom Tödi über Ortler, Bernina und Bergell ist alles da, was Rang und Namen hat. Das bestätigt sich gleich bei unserem nächsten Ziel, dem Piz Julier, rätoromanisch Piz Güglia. Die 3:15 auf dem Wegweiser erscheinen uns richtigerweise doch ein wenig engagiert, aber nach der Wanderung frühmorgens oft über Blockgelände und dem aufmerksamkeitsheischenden, langen und teilweise versicherten Grat stehen wir wenigstens vor Mittag auf diesem tollen Berg.
Sophia, Christls Kollegin und Freundin, kommt aus Zürich. Der Schotter-Berg, Piz Blaisun ist unser Ziel vom Albulapass aus. Der einladend aussehende Südrücken weist nur spärliche Steigspuren auf, die zunehmend heikleren Stellen lassen mich rasch entscheiden: Zurück gehen wir anders. Dass wir auf dem Rückweg dann früher als angesagt von einem überaus heftigen Gewitter eingeholt werden, steht allerdings auf einem anderen Blatt.
Gipfelglück erleben wir weiters auf dem Lenzer Horn, auch ein Berg genau richtig für unsere Gruppe. Er bietet genug Höhenunterschied für das Durchschnittsalter von knapp 72 Jahren, Klettereinlagen und/oder versicherte Stellen - gerade wie wir's wollen. Und ein Höhepunkt für den letzten Tag ist der Piz Surlej ober St. Moritz, ein Aussichtsbalkon ersten Ranges mit sämtlichen Berninabergen zum Greifen nah.
Gerti und Christl erzählen anschaulich von ihren Erlebnissen gleich nach dem Kletterkurs im Jahr 1973 auf Bellavista, Piz Palü-Überschreitung, Biancograt und Eselsgrat am Piz Roseg: Hier sind sie alle, die Berge ihrer Jugend im Sonnenlicht.
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Tine (Montag, 12 August 2024 13:51)
Vielen Dank für die zwei Wochen mit atemberaubenden Zielen. Gerti und Georg haben für uns passende Herausforderungen gesucht und gefunden! Ich und ich glaube für die ganze Gruppe sprechen zu können, wir schätzen das sehr. Vergelts Gott! Tine
Franziska (Montag, 12 August 2024 17:33)
Ich kann mich Tines Dank nur anschließen. Es waren 2 außergewöhnlich schöne Wochen, die noch lange in Erinnerung sein werden. Franziska
Georg (Montag, 12 August 2024 17:36)
Bitte, gerne! Es war auch für uns eine besonders schöne Zeit mit außergewöhnlichen Erlebnissen - nur der Jungbrunnen war leider wirkungslos.