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Wir waren dann mal wieder weg...

 

Mit den Fahrrädern durch Oberitalien, Frankreich und die Schweiz  

 

Die Idee: Von Graz nach Süden bis zum Po, dann diesen entlang und etwa bei Alessandria wieder südwärts nach Genua. Dort soll es die ligurische Küste entlang bis zur Rhonemündung gehen. 

 

Dann wäre es schön, die Rhone entlang zu radeln und - na ja, irgendwie durch die Schweiz und zurück nach Österreich zu gelangen.


Wir sind schon gespannt darauf, wie es uns ergeht.

Der Zeitplan: Rechtzeitig zum Wandern und Bergsteigen im Sommer müssen wir zurück sein...

 

Und sehr gut is gangen, nix is g'schehn!

Von Graz an den Po

Tagliamento
Tagliamento

Bei Regen starten wir in Graz. Ich will's nicht recht glauben, aber nach wenigen Minuten müssen wir das Regenzeug schon anziehen. Und am Stadtrand hört's auch schon wieder auf. Fast überraschend gut geht's über den Radlpass und am frühen Nachmittag sind wir in Lavamünd. Auch der Folgetag zeigt sich von seiner besten Seite: Eine Frau interessiert sich überaus detailreich während unseres Frühstücks vor ihrem Haus, erzählt, dass ihr Sohn in Graz studiert hat, bietet uns gar an, Kaffee für uns zu kochen. 

Gerade vor dem einsetzenden Regen beziehen wir "Quartier" in Drobollach, kochen rasch - und dann regnet es sich ein.

Nach einem ausgiebigen Regentag, an dem wir die Pizzeria in Gemona bevorzugen, wird es warm und schön. Beeindruckend ist der Tagliamento:  ich kenne ihn nur als ein sehr breites, schottriges Bachbett mit einem

Rinnsal drinnen. Dieses Mal ist er ein reißender Fluss, der mit seiner schmutzig-braunen Brühe allen Platz braucht. Und kurz später noch eine Überraschung: Navi und Schilder leiten unseren Weg zu einem wilden Fluss, der Meduna, auf der anderen Seite ginge es weiter...Also einen Umweg suchen! 

   Am Straßenrand fallen uns immer wieder Calla-Lilien auf, die wachsen fast wie Unkraut hier.

Schon nahe dem Po werden wir auf einem Agricampeggio besonders herzlich begrüßt: ob wir wohl schon gegessen haben, ob wir einen Kaffee wollen. Abfahren um 5:30 - kein Problem, Irene steht eh gern früh auf. Ob sie Englisch sprechen soll oder "lentamente italiano". Da fühlen wir uns gleich wohl. Zeit genug, einmal Wäsche zu waschen.

Dem Po einige Zeit folgend kommen wir übers nette Cremona nach Pavia. Hier haben wir einige Schwierigkeiten, uns zurecht zu finden, weil der Radweg entlang des Ticino unter Wasser steht. Nett ist's, sich mit anderen Radlern auszutauschen: Zwei beleibtere Herren sind von der Schweiz aus nach Genua unterwegs, dann geht's mit dem Schiff weiter nach Barcelona und von dort wollen sie nach Gibraltar. Oder der junge Kölner, der hier eine

leichte Krankheit auskuriert. Er musste durch den Gotthard den Zug nehmen, sonst ist er alles gestrampelt. Und will nach Portugal...

Genua ist unser nächstes Ziel. Dahin geht's durch eine wunderschöne Landschaft, sie erinnert an die Südsteiermark, zuletzt über den Passo Bocchetta, immerhin 770m hoch, eine alte Römerstraße.

Und schon sind wir von der puren Einsamkeit im Gewirr der Großstadt. Aber unser Schlafplatz ist abgelegen und idyllisch. Und wir treffen wieder einige Radlerinnen zum Austauschen.

 

VOM PO ÜBER DIE COTE D'AZUR ZUR RHONE

 

Nach einem "Rast"- respektive Besichtigungstag in Genua mit Besteigung des Turmes der Kathedrale, wobei die Bewältigung des Trubels auf den Straßen der Stadt das Hauptproblem darstellt, folgt eine heftige, regenreiche Gewitternacht, und schon strampeln wir weiter die Riviera di Ponente zum hübschen Ort Laigueglia. Das war's auch schon mit Bella Italia.

In der Camargue
In der Camargue

Durch Monaco, wo besonders viel los ist wegen des "Auto-im-Kreis-Fahrens", und wo Google keine Fahrradnavigation bietet, geht's weiter über Nizza in die Provence. Was für eine herrliche, einsame Landschaft!

Und in kurzer Zeit sind wir am Rhonedelta angekommen. 

 

Die Fähre über den Strom ist für Radler gratis. Wir streunen in den nächsten zwei Tagen herum, nehmen ein bisschen "Camargue-feeling" mit: Steppenlandschaft, Flamingos, Ragwurz und natürlich die weißen Pferde,  Salinen in allen Rotschattierungen, soweit das Auge reicht, an deren Rand beachtliche Salzhügel angehäuft sind.

die RHONE in frankreich entlang ZURÜCK IN DIE ALPEN

Der Springbrunnen als ein Wahrzeichen von Genf
Der Springbrunnen als ein Wahrzeichen von Genf

Jetzt folgen wir dem wasserreichsten Fluss Frankreichs ein gutes Stück, die große Schleife bei Lyon kürzen wir mit vielen Höhenmetern in berauschender Landschaft ab und gelangen südwestlich von Genf zum beeindruckenden Rhonedurchbruch. Wie es sich gehört, wacht darüber natürlich eine ansehnliche Burgruine.

Genf mit seinem 140m hohen Springbrunnen - für dessen Pumpen 1000kW nötig sind - ist rasch auf besten Radwegen durchfahren. An einem sehr schönen Platz direkt am See machen wir etwas früher als sonst Halt, um Wäsche waschen und trocknen zu können. Gerti schwimmt sogar im zweitgrößten See Mitteleuropas (nach dem Balaton). Und am nächsten Tag sind wir erstaunt, dass wir nochmals etwa 50 km durch Frankreich strampeln. Ja, die Südseite des Lac Leman gehört grossteils zu Frankreich, die Staatsgrenze verläuft mitten durch den See. Aber dann heißt's wirklich: Grüezi in der Schweiz! 

 

SCHWEIZ: BIS INS GOMS UND dann DURCH DIE SURSELVA

 

Ständig werden jetzt großartige Erinnerungen links und rechts des Rhonetales wachgerufen: Hier geht's hinein nach Arolla mit den tollen Touren sowohl im Sommer als auch im Winter.  Da ist Bramois angeschrieben mit den rassigen Klettereien in der

Schlucht. Dort erinnern die ganz Hohen der Mischabel-Gruppe an unvergessliche Abenteuer auch mit Tine und Franziska, links lacht das Bietschhorn herunter. Der Camping in Fiesch lässt in uns die Skihochtourenwoche mit Willi wach werden mit dem Aletschhorn vor gut 20 Jahren noch übers Mittelaletschbiwak, dem Grün- und den Fiescherhörnern  und dem Finsteraarhorn als Krönung mit der wilden Abfahrt über den Fieschergletscher. So gelangen wir mit unseren Velos fast zum Rhoneursprung, nur fast, weil der Furkapass noch gesperrt ist. Also nehmen wir den Zug von Oberwald bis Realp und strampeln in der Folge gleich bergauf:

Am Oberalppass mit seinem Leuchtturm kommen wir der Rheinquelle recht nahe. Aber wie schon im März  2010 mit Jim und Christl - wir waren auf der Maighelshütte mit Skiern - gelangen wir doch nicht ganz zur Quelle des Flusses. :))

Und dann reisen wir den Oberlauf des Rheins entlang in der traumhaften Surselva - der Tödi grüßt - bis Liechtenstein.

 

ZURÜCK AN DER SILVRETTA VORBEI

Reichenstein und Totenköpfl
Reichenstein und Totenköpfl

Die Entscheidung für den letzten Teil der Reise ist gefallen: ein Radtaxi über den Arlberg wollen wir nicht (wieder), in Süddeutschland ist die Hochwassersituation noch immer angespannt und weitere Regenfälle in Sicht, also strampeln wir ins uns eh unbekannte Montafon. In Gaschurn werden wir von der Camping-Betreiberin schon gewarnt: Die Straße übers Ganifer sei Privatstraße, auch für Radler verboten und so...

Daher verwundert es nicht wirklich, dass uns die Herrin über die Silvretta-Hochalpenstraße an der  Mautstelle nicht hinauf zum Zeinisjoch fahren lassen will. Im schon beachtlichen Regen debattieren wir hin und her und schließlich bitte ich sie, beide Augen zuzudrücken - "Sie haben uns nicht gesehen; ja, auf eigene Gefahr" - und weiter geht's  2 Stunden im strömenden Regen, vielfach auch die Bikes schiebend, bis wir am Kopsstausee ankommen. Eigentlich ist die Gegend hier ja wunderschön, einsam, ruhig. Aber dieses Wetter!

Wie schnell all das Unwirtliche wieder vergessen ist: Eine schnelle Abfahrt nach Galtür, bald trocken, dort in der Bäckerei eine heiße Schokolade und auch das Regenzeug verstauen wir schon wieder.

Hier im Paznaun waren wir auch erst einmal auf einer großzügigen Skihochtour zu mehreren namhaften Gipfeln im Jahr 99 mit Moni und Jim. So manches Schmankerl fällt uns dazu ein: Wir mussten etwa, weil wir Sparfüchse selber kochten, die Hütte während des allgemeinen Abendessens verlassen - damit wir ja nicht irgendwo mitnaschen konnten...

Dann radeln wir in bekannter Gegend. Einen Rasttag in Imst bereichern wir durch eine hübsche Wanderung durch die Rosengartenschlucht und die nächsten paar Tage durchstreifen wir wie schon öfter: Inntal, Grießenpass, Zell am See, Wagrain, Ennstal und so weiter.

 

Ein 33. Mal Zeltauf- und abbauen, die Matte aufblasen, dann wieder zusammenrollen und all die gewohnten Handgriffe in Gaishorn - da haben wir schon Routine: 40 Minuten dauert es vom Guten-Morgen-Kuss bis zur Abfahrt inklusive Kaffee und Zähneputzen!

Mit einem Blick zurück hinauf auf Totenköpfl und Reichenstein geht's - anfangs im leichten Regen - nach Hause, besonders  dankbar, völlig ohne jeden Zwischenfall unterwegs gewesen zu sein. Nicht einmal die kleinste Panne gabs!

 

Beschenkt, begeistert und beglückt sind wir nach 34 Tagen in ungewohnten, überzogenen, bequemen Betten.

FÜR AUSDAUERNDE:


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Kommentare: 10
  • #1

    Franziska (Montag, 13 Mai 2024 12:32)

    Ich wünsche euch eine wunderschöne, unfallfreie Radreise. Kommt gesund und mit erfüllenden Erinnerungen zurück. Lasst zwischendurch hören bzw. lesen von euch. Mit herzlichen Grüßen Franziska Ps: Freue mich schon auf die gemeinsame Geburtstagswanderung.

  • #2

    Georg (Montag, 13 Mai 2024 12:33)

    Vielen Dank!

  • #3

    Tine (Dienstag, 14 Mai 2024 08:03)

    Ja, auch von meiner Seite eine erfüllte, glückliche, unfallfrei Zeit! Zwischendurch von Euch zu hören macht Freude! Respekt!, ein Aufbruch den nicht viele schaffen! L.G T

  • #4

    Franziska (Mittwoch, 22 Mai 2024 20:57)

    Schön von euch zu lesen. Ihr habt in der kurzen Zeit schon großartiges erlebt und viel geleistet. Weiterhin gutes Radeln!

  • #5

    Christl (Donnerstag, 30 Mai 2024 21:56)

    Ich lieg im Bett und gib mir euren Tourenbericht!
    So komm ich auch wohin!�
    Aber ich freu mich, dass ihr schöne Erlebnisse sammelt, das nicht so feine gehört dazu!
    Weiter viel Sportsgeist!

  • #6

    Tine (Freitag, 31 Mai 2024 00:31)

    Ja, immer wieder sehr interessant von Euren außergewöhnlichen Unternehmungen zu lesen. Ihr schafft es immer wieder neue, schöne Gegenden aufzuspüren. Staunenswert. Erfolgreiches Weiterkommen! L.G.T.

  • #7

    Andreas (Donnerstag, 06 Juni 2024 11:13)

    Toll!
    Ich beneide euch sehr!
    Genau so würde auch meine Traumurlaub aussehen!
    LG, A.

  • #8

    Georg (Donnerstag, 06 Juni 2024 16:47)

    Zu beneiden sind wir in der Tat.
    Traum"Urlaub"?
    Bitte, das ist harte Arbeit! ��

  • #9

    Andreas (Freitag, 07 Juni 2024 11:03)

    OK, falsch assoziiert.
    In unserer Familie geht das Bonmot "wenn der Papa nicht völlig erschöpft und zerschrammt nach Hause kommt wars kein richtiger Urlaub für ihn..."
    Ähnliches habe ich mir bei euch auch schon des Öfteren gedacht.
    Dann halt (freiwillig-/unfreiwillige) Arbeitswochen in Form einer Traumreise... ;-)

  • #10

    Tine (Sonntag, 16 Juni 2024 08:33)

    ❤️ lich willkommen zu Hause! Wieder etwas Außergewöhnliches abgeschlossen. Alle Achtung! Freue mich sehr auf ein Wiedersehn. L.G.T.