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Vom Glück des Zufalls

  

 Beim Träumen von Zielen für den Sommer fällt mir ein unscheinbares Büchlein in die Hände. Es gehört zu den besonderen Zufällen, geschenkt in unserem Leben. 

Als ich im Jahr 2007 durch die Stadt schlenderte, kam ich beim Geschäft von Freytag&Berndt vorbei. Nichts Besonderes zu finden, dachte ich und stöberte schon beim Fortgehen in der Wühlkiste beim Eingang. Da fiel mein Auge auf die "Escalade Plaisir" eines für mich unbekannten Autors. Über 100 Routen werden darin vorgestellt, Schwierigkeit von 4b bis 6b. 

Na ja, wieder so ein Buch zum Abhaken von Routen, dachte ich..

Das eine und andere hübsche Kletterfoto zerstreute dann doch letzte Zweifel und ich riskierte die 5 €, die verlangt wurden. 

 

   Das erste Abhak-Buch hatte ich ja gleich, nachdem ich mit dem Klettern begonnen hatte, gekauft. Der "extreme Pause" ist ein längst vergriffener Klassiker, und noch in unseren Tagen wird dann und wann anerkennend von jemandem berichtet, der alle "Pausetouren" gegangen ist. 100 Kletterrouten, die zumindest in den 70er-Jahren als extrem galten, werden hier vorgeschlagen, von der Meije-Südwand bis zur Schartenspitz-Kante, vom Walkerpfeiler bis zur Däumlingkante, der Rosskuppenkante oder der Stangenwand-Südostwand.

  "Der Pause" war gleichsam die Bibel und wir kletterten über die Jahre etliche der hier vorgeschlagenen, berühmten Routen. 

   Das nächste ähnliche Buch bekam ich noch von meinem Vater geschenkt, auch dieses inspirierte mich für viele großartige Erlebnisse im Montblanc-Gebiet - damals, als man dort noch problemlos und ohne Kontrollen hinauf konnte.

   Üblich war es vorher lange Jahre für uns, mit Zielen vor Augen  die entsprechende Führerliteratur zu besorgen, sei es sie zu kaufen oder in der AV-Bibliothek auszuborgen. Internet? Gab es ja noch nicht!


Also wieder einmal so ein Buch voller Vorschläge! Nie ahnte ich in der ersten Zeit, welch großartige neue Gebiete, wie viele wundervolle Zeit uns mit dem kleinen Buch geschenkt würden. Wir mobilisierten unser angestaubtes Französisch und schwärmten bald  vom Bornes und Aravis, dem Beaufortin und der Vanoise. Das Oisans war uns zwar schon bekannt, dass es gleich daneben auch noch das Cerces mit seinen wundervollen Farben und dem eisenharten Kalk gab, erfuhren wir erst jetzt. Und so kletterten wir nach und nach über 30 Routen in Gebieten, die in unseren Breiten nach wie vor eher unbekannt wie auch meist wenig besucht sind und zu den schönsten Flecken dieser Erde zählen, die wir kennen.

   

Der Zufall - und nur 5 €. Vielleicht ergibt diese Kombination wieder neue Ziele in diesem Sommer?

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Kommentare: 1
  • #1

    Tine (Mittwoch, 04 Januar 2023 15:33)

    Schöne Rückschau!
    Toll!