Die wilden 68erinnen!
Unangepasst, nonkonformistisch und gegen das Establishment gehen sie ihre Wege. Gerti ist so eine. Sogar an ihrem Geburtstag will sie hinaus, steht extra früh auf und fährt nach Kärnten, in die Teuchl. Es geht auf den Striedenkopf, einen würdigen Berg für eine Frau mit 68. Steil geht's den Gipfelhang mit engen Spitzkehren hinauf, aber der Schnee ist weich dank dem Geburtstagswetter. Und nach einer rauschenden Abfahrt in bestem Firn sind wir zum Kaffee beim Auto...
Und nein: Der Nachmittag wird uns nicht lang. Sachen trocknen soweit möglich, kochen, lesen, Schach spielen und dann das Lager im Auto herrichten. Die Zeit verrinnt gleich so. Und das bisschen mehr Schlaf als im Alltag genießen wir nur.
Der nächste Tag bringt uns auf einen geistlichen Herrn, den Dechant. Wolken wechseln mit Sonnenschein. Der Gipfelgang fordert ganze Aufmerksamkeit.
Nur am Sattel mit dem Skidepot haben unsere Smartphones Empfang und gleich trudeln dutzende Geburtstagsgrüße für Gerti verspätet ein. Noch bevor sie alle beantworten kann, dränge ich zum Aufbruch, Nebel zieht von der anderen Talseite auf. Eine richtige Entscheidung, schon wenig später ist der Berg in Wolken Da es ein bisschen kälter ist, wird diese Abfahrt eher ruppig. Ein einziger Mensch verirrt sich an diesem Tag in seinem Bus noch zum Alpenheim, will "schauen, ob man hier schlafen kann" - und ward nicht mehr gesehen.
Zum Essen gibt es leckere Reste von Gertis Geburtstagsmenü: Grießnockerl und selbst gemachte Kaspressknödel. Auch an (Wasser)-Bier und Rotwein mangelt es nicht.
Die zweite Nacht wird kalt: -5° zeigt das Außenthermometer, - 3° sind's immerhin noch im Auto. Aber die warmen Schlafsäcke machen die Nacht nur angenehm. Zum Frühstückkochen ziehen wir jedoch gern die Daunenjacken an. Und schon gleich nach 7 Uhr trotten wir los in Richtung Schroneck. Der Himmel ist klar und dennoch treibt es immer wieder einige Schneeflocken daher. Ein reizvoller Anstieg, der Einblicke in die spätere tolle Abfahrt bietet, führt uns auf den Kamm, von dem aus wir unseren Aufstieg zum Bolz vor einem Monat und ins Stollental sehen. Dann geht's nach rechts ins prächtige Kar und wir sind gespannt, wie wir durch die steile, felsdurchsetzte Gipfelflanke kommen. Kein Problem. Die letzten 60 Hm leitet eine Fußspur direkt hinauf. Die Abfahrt überrascht uns mit viel Pulverschnee (!) und bald nach Mittag starten wir zur Heimfahrt vom inzwischen überraschend gut gefüllten Parkplatz. Eine kurze Besichtigung der hübschen Kirche von Teuchl mit dem stimmungsvollen Friedhof rundum und weiter fahren wir baden. Das Maibachl bei Villach ist ein Märzbachl und mit seinen knapp 30° angenehm warm.
Eine 68igerin blickt zufrieden auf den Festtag zurück.
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