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Sieben Wochen anders als sonst

   

 

 

Was können wir überhaupt machen angesichts der Corona-Situation, diese Frage stellen wir uns frühzeitig und reservieren Campingplätze in Österreich. Zumindest in den Steinbergen war das angesagt. Und wir verzichten diesmal auf Hüttenübernachtungen, vor dem Gipfelbussi wird mit Schnaps desinfiziert und wir passen auf - wie immer.

Schafelberg ober St. Ulrich
Schafelberg ober St. Ulrich

Ein herrliches, freies und unbeschwertes Leben für 7 Wochen: Wir starten zu fünft im Maltatal und können dort gut die drei Großen - Hafner, Ankogel und Hochalmspitze - besteigen. Doch die Hochalmspitze hat's in sich: In der Früh an der Straße zum Gößkarspeicher erst werden wir davon überrascht, dass man das Auto unten im Tal lassen muss, so werden es einige Kilometer Straßenhatscher mehr und insgesamt über 2200 Höhenmeter. Tüchtige Mädels und ein tapferer Jim.

 

Das nächste Gebiet ist für uns neu: Die Loferer und Leoganger Steinberge. Franzi und Christl kommen wieder einmal zum Klettern, wir gehen die Route "Zeitgeist" am Ulrichshörndl. Weitere schöne Wanderungen bei stets schönem Wetter werden gekrönt durch Christls Wunsch, den Watzmann.

Gerti hoch über Chiavenna
Gerti hoch über Chiavenna

Und dann sind wir unerwartet nur mehr zu zweit: Jim kann mit seinen Hüftschmerzen einfach nicht mehr länger.

Wir hängen einige Tage in den Steinbergen an und steigen unter anderem über die "Mitterhornsafari" aufs Mitterhorn. Es ist ein langes Unternehmen mit teilweiser sehr schöner Kletterei und einem langen Abstieg, bei dem es Aufpassen heißt. 

Dann wechseln wir ins Bergell. Wir beziehen auf dem Camping in Vicosoprano Quartier und leisten uns dreimal die Seilbahn - immer noch weit billiger als auf der Hütte oben und Hütte und Corona...

Hier wird uns gleich einmal in der "Via Felici" gezeigt, wo der Bartl den Most holt: Selbst in der 2. Seillänge ist noch ein Grounder möglich, man kann, nein muss einiges selbst absichern und die Kletterei ist schon gleich einmal steil und schwer für uns - aber auch sehr geil. Mit dem Weiterweg im leichteren Gelände - da steckt dann gar nichts mehr - und dem entsprechenden Abstieg haben wir kurz Sorge, noch die Gondel ins Tal zu erreichen - zu Unrecht. 

Zwei weitere Routen, die "Schildkröte" und die "Roland" gelingen uns hier und beide sind wunderschön. Entweder sind sie auch besser abgesichert - 3 Bolts im 5. Grat in einer Seillänge - oder wir kommen besser in Form. :))

Den Aufenthalt im Bregaglia beenden wir in Acquafraggia, wo wir vor allem 2 Tage Regen abwarten. Hier gibt es nette Klettereien - die in den Klettergärten sind durchwegs hart bewertet und für uns alte Leute zu schwer. Immerhin: Die Spigolo bei Galivaggio ist gerade recht für uns. Dafür kommen wir in einer wunderschönen Wanderung hoch über die Wasserfälle in die nur zu Fuß erreichbaren Orte Dasile und Savogno, von wo wir auf der Terrasse des Rifugios bei einer stärkenden Jause und gutem Rotwein über dem Tal von Chiavenna in die Zukunft träumen.   

Ailefroide
Ailefroide

Der Sog nach Westen wächst, das Leben auf den Campingplätzen, in den Geschäften ist betreffend Corona zwar aufmerksam aber entspannt, also für uns kein Grund zu übertriebener Sorge. Und nach ein paar Stunden sind wir in Ailefroide. Es sind sehr wenig Leute hier, das Geschäft ist über Mittag zu, aber sonst fühlen wir uns daheim wie eh und je. Wir klettern alte und neue Routen, steigen auch wieder hinauf bis fast zum Lac d'Eychauda um dort zu klettern. Das Ambiente hier ist eher ruppig, der Fels nur teilweise so, wie wir ihn wollen...

Fast schweren Herzens ziehen wir weiter. Leichter macht uns den Abschied nur die morgendliche und abendliche Kälte: Auf 1400m 6° sind freilich nicht ungewöhnlich. Unten in Roche de Rame bei L'Argentiere gilt wieder die Devise: Je kürzer die Routen desto härter bewertet sind sie. So schauen wir bei "Gorge profonde" schon wie die Kuh vor dem neuen Tor und was Exponierteres als "Superviagra" kommt uns in diesem Sommer nicht unter. Sind die Klettereien gemeistert, sind wir aber auch immer glücklich und beeindruckt: "Ja, die Griffe sind eigentlich eh groß, wenn man sie einmal hat. Und gut abgesichert ists auch, aber...."

Wir wandern hier auch, blitzen da oder dort ab und sind gleichzeitig von den vielfältigen Möglichkeiten beeindruckt. 

Gerti - Diedro Jaccod, Paretone
Gerti - Diedro Jaccod, Paretone

Warum wir so gerne zum Camping Mombarone bei Quincinetto fahren? Dort hört man ja die Autobahn, beim schmalen Straßerl daneben hupen die ängstlichen Autofahrer immer, der Nachbarshahn kräht schon um Mitternacht.

Zuerst einmal wird Gerti von der Betreiberin jedes Mal erkannt und herzlich begrüßt. Dann ist es sauber, gemütlich und es gibt ein Schwimmbad. Denn es ist auch immer angenehm warm hier. Sind das nicht Gründe genug?

Man kann herrlich klettern - sei es bei Traversella, am Paretone oder, oder...

Und man könnte ja auch einmal den Namensgeber des Campings besuchen, den Colma di Mombarone, immerhin über 2300m hoch - und da triffst du garantiert kein Schwein. Na ja, Schafe, Ziegen und Kühe gibts genug. 

 

Und irgendwann ist es dann doch Zeit: Wir fahren nach 10 Wochen, in denen wir nur zweimal ganz kurz zu Hause waren, erfüllt und glücklich zurück. Doch schon beim Espresso an der Autobahn schmieden wir die Pläne, fragen übers Smartphone die Freundinnen und Freunde, wer beim nächsten Ausflug dabei ist. 

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