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Sommer im Ecrins und in den Cottischen Alpen

 

     

 

 

          Fünf beeindruckende Wochen in den Bergen!

Los gehts mit einer langen Anfahrt direkt nach La Berarde. Nach einer Woche in diesem abgeschiedenen Tal wechseln wir nach Ailefroide. 

Schließlich zu dritt beginnt dort das Klettern. Sepp stößt zu uns und wir lernen Neues bei L'Argentiere kennen, ehe wir noch ins Val Maira reisen.

Ja, richtig gelesen, im Val Maira kann man nicht nur sehr gut Schitouren gehen sondern auch hohe Berge ersteigen und super klettern....

Aiguille Dibona
Aiguille Dibona

In La Berarde wandern und klettern wir auf die Tete de la Maye, erklimmen die eindrucksvolle Spitze der Aiguille Dibona und überschreiten mit Übernachtung in der Pilattehütte Le Gioberney. Die nette Hüttenwirtin will zuerst, dass wir bei der Rückkehr vom Berg bezahlen. Als ich ihr erkläre, dass wir auf der anderen Seite runtergehen wollen, ist sie sehr erstaunt - wird scheinbar doch nicht so häufig gemacht - und bittet, dass wir nach der Ankunft im Ort unbedingt Bescheid geben. Selbstverständlich! Schön, dass sich jemand so um seine Gäste sorgt.

Es sind abwechselnd intensive Bergtage und durch Regen erzwungene kleine Wanderungen, die wir hier erleben, um anschließend über den Lauteretpass nach Briancon zu fahren. Dieses Städtchen ist ja immer einen Besuch wert. Und am Nachmittag des Fahrtages gleich nach einem Regenguss schlagen wir die Zelte in Ailefroide auf.

Aufstieg zum Dome des Ecrins
Aufstieg zum Dome des Ecrins

Bergglück und Drama am Dome des Ecrins

Der Wetterbericht verspricht gutes Bergwetter, ich rufe auf der Hütte an und wir bekommen dort noch einen Platz. Der Hüttenzustieg ist bekannt lang, am Abend hält der Hüttenwirt vor dem Abendessen eine launige Rede, bei der er unter anderem den guten Wetterbericht bestätigt.

Ich bin zum fünften Mal hier unterwegs, kenne den Berg auch zweimal mit Schiern, aber so schlechte Bedingungen habe ich noch nicht erlebt. Die Spur ist offenbar wegen drohender Seracs in die Mitte verlegt, anstatt, wie früher üblich von rechts her hochzuziehen. Zudem ist es ziemlich ausgeapert und blank. Schon bei den ersten Steilstufen habe ich innerlich Bedenken, wie wir als 6er-Seilschaft da wieder gut herunter kommen werden. Am Gipfelhang sichern wir 3 Seillängen mit Schrauben, was natürlich beim Abstieg wiederum Zeit kostet.

Und dann: Beim weiteren Abstieg am flacheren Teil direkt unter der Barre sehe ich ca. 100m vor mir 5 Leute stehen. Eine Person stolpert oder rutscht, es sieht ganz langsam aus. Ein Schrei, gellend. Die zweite - es sind, wie sich später herausstellt, eine 17-jährige und eine 19-jährige - wird umgerissen, rutscht schneller und reißt wiederum die erste  mit. Sofort rasen beide den unten steilen Hang hinab, überschlagen sich, zappeln am Rücken liegend, fliegen in hohem Bogen über Spalten - und verschwinden sodann aus meinem Blickfeld. 

Wie gelähmt zwinge ich mich, ganz ruhig zu bleiben. Oberste Prämisse ist, dass unsere Gruppe nun keinen Fehler macht, dass Jim und ich alle gut hinunter bringen. Die verbliebenen drei Freunde der beiden bitten uns, mit dem Handy einen Notruf zu versuchen. Aber auch wir haben hier keinen Empfang. 

Mit größter Vorsicht und Konzentration stapfen wir hinunter, wir haben  noch mehr als 500 Hm Abstieg in heiklem Gelände vor uns. Wir erreichen etwa 300 Meter tiefer die Stelle, wo die beiden zu liegen gekommen sind. Andere Seilschaften haben sich bereits um sie gekümmert, fragen uns nur, ob wir vielleicht ein Funkgerät mit haben. Einer meint: "One girl is not seriously hurt, the other one is bad..." Und er sagt, dass eine Seilschaft versprochen hat, zur Hütte zu gehen, um Hilfe zu holen. Das könnte dauern. Wir schreien und winken wie andere auch zwischendurch immer wieder, da wir ja die Hütte gar nicht so weit weg von uns sehen.

Wir können sonst nichts tun , setzen also den Abstieg fort, sichern, wo immer es möglich ist, mit Eisschrauben.

Mehr als eine Stunde nach dem Unfall knattert der Hubschrauber heran, seilt den ersten Helfer mit der Winde ab. Viele Male noch fliegt er heran, ein zweiter kommt dazu. 

Ernst und betreten endet dieser Tag für uns. Am nächsten Morgen erfahren wir über das Internet, dass ein Mädchen relativ leicht verletzt nach Briancon geflogen, das andere jedoch "dans un état critique" nach Grenoble eingeliefert wurde.

Pic du Rif
Pic du Rif

Von Ailefroide, das allen wieder ausnehmend gut gefällt, unternehmen wir noch Wanderungen und steigen, letztlich nur zu dritt, auf den Pic du Rif. Eine interessante Tour, die vom Lac de l'Eychauda zunächst sehr abschreckend, ja gefährlich wirkt. Beim Näherkommen entdecke ich dann mithilfe des Teleobjektivs der Kamera einen Fußsteig durchs Geröll - und das ist die Lösung!

Christl, Franzi und Tine sind dann doch unsicher, ob sie sich zu früh abschrecken ließen...

Nach einer Abschlusswanderung auf ein nettes Col verlassen uns die drei. 

L'Arete a Francis, Ailefroide
L'Arete a Francis, Ailefroide

Ab jetzt wird geklettert. Es gibt einen erst kürzlich erschienenen Führer mit neuen, uns unbekannten Touren. Alambic etwa ist eine davon, ein spektakuläres Foto aus dieser Tour ziert sogar den Umschlag des neuen Buches. Wir kommen auch zum Tete d'Aval, wo ich jedoch abblitze, steigen altbekannte Linien hinauf und wechseln dann nach L'Argentière-la-Bessée. Ein sehr schöner Platz in La Roche-de-Rame mit Badesee bietet Jim und dem nachgekommenen Sepp einen Platz zum Regenerieren, während Gerti und ich auf den Tour de Gaulent über die Route Gaulent tement steigen. Steiler, schon wieder ungewohnter Kalk in einer unbeschreiblich schönen Landschaft fordert uns  einigermaßen und die Abseilerei ist auch nicht von schlechten Eltern...

Tete de l'Homme
Tete de l'Homme

Schließlich folgt etwas ganz Unerwartetes: Jim war ja schon sehr oft im Winter im Val Maira, im letzten Jahr durften auch Gerti und Christl dabei sein. Nun lädt Jim uns bei Gert und Rena ein, bei denen wir drei Tage gastfreundlichst verwöhnt werden. Die beiden, besonders Gert, zaubern kulinarische Genüsse wie Haubenköche, täglich gibts ein mehrgängiges Menü. Aber wir sind nicht nur faul: Neben einer Rundwanderung vom liebevoll hergerichteten Haus in Combetta aus besteigen wir zwei 3000er: Den Tete de l'Homme mit einer schönen Rundwanderung vorbei am Lac des Neuf Couleurs als Abstieg und die Cima Dronero über den Klettersteig.

Schönes Wetter, herrliche Gegend, zufriedene Menschen...

Rocca Provenzale
Rocca Provenzale

Gegen Ende bleiben wir noch die letzten Tage auf einem wunderschönen Platz, zuletzt als einzige Gäste, im hintersten Val Maira. Die Rocca Provenzale und die Rocca Castello ständig vor Augen, ist klar, dass wir sie besteigen wollen. Auf die Castello kraxeln wir über die "King line", herrlich griffig, steil, nie zu schwer im oberen 5. Grad. Und abschließend auf die Provenzale kombinieren wir eine 6-Seillängen-Kletterei mit dem gar nicht wenig anspruchsvollen Normalweg.

Ein Traum!

Auf der Heimfahrt sinniere ich: Gerade nach diesem Bergsommer darf ich, dürfen wir besonders dankbar sein für wunderschöne Bergerlebnisse - und dass wir alle wieder heil zurück sind.

und falls du noch ein paar Bilder mehr sehen willst: --->


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Kommentare: 2
  • #1

    Hannes Pichler (Montag, 21 Oktober 2019 10:09)

    Hi!
    Danke für euren schönen Bericht! Könnt ihr mir schreiben, welche Führerliteratur ihr für die westliche Dauphine (La Berard, Aig. Dibona,...) hattet? Danke! LG Hannes
    drhannes@gmx.at

  • #2

    Georg (Montag, 21 Oktober 2019 20:34)

    Klettereien: OISANS NOUVEAU, OISANS SAUVAGE von J.M. Cambon

    Leichte Hochtouren: CLASSIC ROUTES in the ECRINS - a moutaineering guide - Seb. Constant

    Beide auch in den kleinen Läden in La Berarde und Ailefroide erhältlich!