· 

Neun Tage - neun Berge zu Ostern

 

 

 

 

So widrig die Wetterkapriolen zu Ostern im Vorjahr waren, so stabil und schön war das Wetter heuer. Keine Lawinengefahr, sehr gute Schneeverhältnisse - mehr kann man nicht wollen und bekommen.

Zuerst gehts ins Formazzatal, wo wir 4 Tage auf dem Rif. Maria Luisa verbringen, dann übersiedeln wir auf den Campingplatz ins Goms um weitere 4 Tage auf den Bergen zu erleben ...

Nach einer langen Autofahrt und dem schweißtreibenden Aufstieg zur Hütte am Vortag steigen wir am Palmsonntag bei sehr guten Verhältnissen aufs Helgenhorn, Rotentalhorn und schließlich aufs Grieshorn. Hier lockt Jim und mich die steile Gipfelflanke. Diese hat leider keinen guten Schnee...

Das Wetter ist schön, die Verhältnisse passen. Ein Paar auf der Hütte hat erzählt, dass sie für den Basodino Steigeisen verwendet haben, diese aber nicht nötig gewesen wären. Für uns hätte das bedeutet, dass wir die Eisen erst aus dem Tal holen hätten müssen.

So steigen wir am Montag beruhigt neben doch einigen anderen Partien auf diesen wunderschönen Berg und der letzte Gipfelaufstieg bietet tatsächlich keine besonderen Schwierigkeiten; der Schnee ist griffig. Gerade rechtzeitig kommen wir vom Gipfel wieder herunter, ehe eine große Gruppe ihren Aufstieg mit Seil, Pickel und Steigeisen startet.

Nachdem uns der Nebel am Dienstag zwingt, einen guten Teil des Aufstiegs zum Marchhorn mit GPS zu gehen, damit wir den etwas unübersichtlichen Weg finden, empfängt uns der Mittwoch mit Traumwetter. Wir fahren frühmorgens bei natürlich sehr hartem Schnee ab nach Riale und gleich darauf starten wir den langen Weg zum Ofenhorn. Dieser führt entlang des Stausees Lago dei Sabbione. Trotz einigen Suchens müssen wir letztlich doch ein Stück über den See - mit ungutem Gefühl. 

Zeigt sich das Ofenhorn anfangs von seiner besten Seite, hüllt es sich auf den letzten paar hundert Metern in Wolken. Die Abfahrt im Pulverschnee wird fein, der lange Rückweg über den See eher schweißtreibend. Enttäuscht müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass die "Walser Schtuba" mit dem ersehnten Bier geschlossen hat und so steigen wir sehr durstig wieder die 400 Hm zur Hütte auf. Dort aber gibt's genug Gerstensaft!

Für den Gebietswechsel am Donnerstag fahren wir mit dem ganzen Gepäck ins Tal und steigen dann zügig auf zum Corno Orient di Nefelgiu. Einsam ist's, die Sonne strahlt wieder vom Himmel und nach einer zünftigen Abfahrt wechseln wir über den Simplon ins Oberwallis. Dort beim Camping Augenstern in Reckingen schaut der freundliche Besitzer ein wenig skeptisch, als wir bestimmt sagen, dass wir tatsächlich auf dem Wiesenfleck, umgeben von halbmeterhohem Schnee, zelten wollen.

Der Platz ist trocken und sonnig und erweist sich als idealer Ausgangspunkt für eine Vielzahl von Schitouren. Wir freuen uns, dass wir in ein uns vom Sommer vertrautes Gebiet zurückkehren. 

Obwohl sein Wecker pünktlich um 5:45 abgeht, will Jim doch lieber auf seine Gelenke achten und lässt Gerti und mich allein aufs Blashorn ziehen. Dieser Karfreitag wird wieder ein herrlicher, einsamer Tag. Die letzten Meter geht's zu Fuß auf den Gipfel, die Abfahrt ist um vieles besser, als der Schnee beim Aufstieg erwarten ließ - und es geht fast bis zum Auto. 

Am Karsamstag sind wir schon wieder voll Tatendrang zu dritt. Wir ziehen unsere Spur von Oberwald ins Geretal hoch, überlegen nur kurz, auf den Pizzo Rotondo zu gehen - verwerfen den Gedanken mangels Steigeisen und Pickel gleich wieder - und zweigen nach links ins anfangs enge Saastal ab. Wundervolle Hänge leiten bald zum ganz einsamen Muttenhorn. Die Abfahrt bietet, was die Hänge versprochen haben! Am frühen Nachmittag dösen wir schon in der Sonne bei einer feinen Jause am Zeltplatz.

Wer kennt schon das Teltschehorn, 2744m. Eben - so dachten wir auch, doch offenbar 10 andere Leute ebenso. Nun, wir stören einander den Osterfrieden des Sonntags nicht, erleben einen weiteren tollen Tourentag und können doch tatsächlich bis zum Auto ins "Loch" am Beginn des gesperrten Nufenenpasses abfahren. 

Der letzte Tag sollte noch was Lustiges bringen: Eine Schitour vom und zum Zelt. Teilweise tief spuren wir am Ostermontag zum "Mannlibode", wo uns dann herrliches Schigelände erwartet. Ein kurzes Auf und Ab über den Grat und schon stehen wir auf dem Grathorn. Keine einzige Spur leitet in den steilen Tobel in Richtung Blinnental. So ist es ein Vertrauen auf die Karte und eine spannende Ungewissheit, ob  wir die besten Firnhänge der Woche wohl nicht etwa zurück aufsteigen müssen. Nein, wir entscheiden uns für einen von Lawinen glatt polierten Graben und gleiten durch das von vielen großen Lawinen erfüllte Tal hinaus. Ein kurzer Besuch der Stalenkapelle bietet eine willkommene Rast und schon schnallen wir die Schi bei den Zelten ab.

Dusche, Eierspeise und Zusammenpacken haben noch Platz, ehe wir die Heimreise von einer intensiven, wunderschönen Woche beginnen.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0