Nicht allzu früh stehen wir auf an diesem Palmsamstag, brauchen wir doch nur zum Simplonpass zu fahren. Wir gabeln noch Jim in Kaiserwald auf und sorgen für große Überraschung bei ihm und Christine: Sie dachten beide, wir würden nur bis Karfreitag oder längstens bis Karsamstag ausbleiben...
Die Fahrt verläuft angenehm und wir kommen zeitig bei warmem Wetter in das uns schon bekannte, gastliche Hospiz.
Das Ankommen ist besonders schön: Zunächst noch sehr warm und sonnig, die bekannten Berge wie etwa Fletschhorn und Sengchuppa grüßen, und dann der Mond über dem Hübschhorn.
Am Sonntag wollten wir es gemütlicher angehen und daher keines der vermeintlich großen Ziele angehen und wir entschieden uns fürs Tossenhorn ohne allzu genau zu schauen. Von Gstein bei Gabi tragen wir die Schi fast eine Stunde und sehen dann hoch oben in relativ steilem Gelände einen einzelnen Tourengeher. Der trägt seine Schi. Werden wir das auch müssen, brauchen wir gar Steigeisen? Dann müssten wir umkehren, die haben wir nicht dabei. Aber es löst sich alles bestens auf, wir können durchgehend mit Skiern hochsteigen.
Am Gipfel empfängt uns der Italiener mit einem "Bravissimo" - durchaus gerechtfertigt: Hat er doch das Fahrverbot missachtet und ist mit dem Auto fast bis an die Schneegrenze gefahren.
Beim jeweils sehr leckeren Abendessen beratschlagen wir die Touren des nächsten Tages. Am Montag soll es wirklich was Kleineres werden, das Breithorn vom Hospiz aus. Wir sind früh dran, die Abfahrt anfangs hart und so nützen wir die Zeit und gehen und gehen und gehen auf dem Chaltwassergletscher sehr hoch hinauf. Die Belohnung: Sehr guter Firn. Der Preis: Wieder viele Höhenmeter.
Schon länger hatten wir die Sengchuppa ins Auge gefasst. Am Dienstag wurde es Wirklichkeit: Aufgrund der Verhältnisse entschieden wir uns unter den diversen Varianten für den Weg über den Sirwoltesattel. Das bedeutet, wir mussten 200 Hm abfahren und beim Rückweg wieder aufsteigen. Beim Anstieg ein kurzer Schreck: Während ich vorsichtig im Schnee einen Bach quere, ist Jim - ohne ein Wort zu sagen - plötzlich weg. Knapp 100 Hm tiefer sehen wir ihn dann, wie er auf einer Brücke über den Bach geht...
Der Weiterweg erfolgt dann wieder in bestem Einvernehmen.
Ausgezeichneter Schnee, ein besonders einsamer Winkel im Simplongebiet und herrliche Aussicht geben uns recht: Ein äußerst gelungener Tag!
Heute aber wirklich etwas leiser treten - so lautet die Devise für den Mittwoch. Der Vollmond weist uns den Weg, wir gehen zuerst aufs Magehorn, erleben eine der schönsten steilen Abfahrten der Woche und steigen dann noch aufs Galehorn, um eine fast noch schönere, noch steilere Abfahrt erleben zu dürfen. Ein Geburtstagskind - angeblich 60, schaut aber aus wie 70 - fotografiert uns.
Am Donnerstag wollen wir das Gebiet wechseln. Unterwegs jedoch erleben wir einen echten Höhepunkt unserer Zeit im Wallis. Im Vorjahr durch Schlechtwetter abgewiesen erlaubt uns heute das Bortelhorn endlich einen Besuch. Wir tragen die Schi von Berisal eine gute Stunde und steigen rasch allerdings bei starkem Wind dem Col im Grat zu. Glücklicherweise lässt der Sturm rechtzeitig nach, wir gehen bald mit Steigeisen den teilweise recht ausgesetzten Grat höher und schließlich legen Gerti und ich auch das Seil an - sicher ist sicher. Unterwegs begegnen wir drei Tourengehern aus Bern, die sich schon im Abstieg befinden. Allein am Gipfel genießen wir das herrliche Panorama, ehe wir uns konzentriert an den Abstieg machen.
Im Val Herens ist es noch ein wenig spannend, ob die Informationen aus dem Internet alle stimmen und der Campingplatz wirklich offen hat. Auch das löst sich in Wohlgefallen auf, wir werden freundlich auf dem schütter belegten riesigen Platz empfangen und genießen den Abend in der Sonne - nicht ohne schon gierig nach den Zielen der nächsten Tage Ausschau zu halten.
Wir empfinden es ein wenig wie ein Heimkommen, nachdem wir hier im letzten Sommer zwei unvergessliche Wochen verbracht haben. So steigen wir am Freitag von Arolla zur Vignettehütte auf, diesmal ohne heikle Bachquerung, lassen dann die Pigne rechts liegen und fahren ab zum Col de Charmotane - eine Abfahrt, die wir beim Rückweg natürlich wieder mit Fellen aufsteigen.
Es geht weiter bis zum Skidepot und zuletzt in anregender Kraxlerei - diesmal ohne Seil - zum Gipfel des L'Eveque, der nicht schlecht besucht ist. Überflüssig zu erwähnen, dass auch heute das Wetter bestens und der Schnee nur gut ist.
Am Abend ist es doch ein bisschen kühler, so dass wir die Annehmlichkeit eines Aufenthalts- und Kochraumes sehr genießen. Zur Feier des Tages gibt es Hühnerfilet - und zum Trinken ist natürlich auch genug vorhanden.
Von den Blumenwiesen geht's am Samstag wieder ein paar hundert Meter höher in den Schnee. Wir steigen die Pisten von Arolla bis zum Lac sans nom, um dann ein steiles, schönes, verstecktes Kar mit den Schiern bis knapp unter den Gipfel von La Cassorte aufzusteigen. Wir erkennen die Scharte, wo wir schon im Sommer hergewandert sind. Eine dekadent-schöne Abfahrt meist über Pisten leitet uns rasch ins Tal und wir haben den Nachmittag zum Regenerieren.
Schlechtwetter? Nicht wirklich. Der Nebel und die hohe Bewölkung stören kaum und wir wandern am Ostersonntag in bekanntem Gelände hinauf zur Cabane Bertol. Auf der Karte gefunden wollen wir auf den Dent de Bertol steigen, der Zustieg ist nicht ganz einfach zu finden und ich muss oft auf dem Smartphone nachschauen, ob wir die richtige Abzweigung vom Hauptweg zur Tete Blanche finden. Kurz versperrt uns ein Eiswulst den Weg, wir müssen die Skier abschnallen und ihn lustig überwinden. Steigeisen haben wir nämlich bewusst nicht mit. Dann ist dem kurzen Gipfelanstieg und der rauschenden Pulverschneeabfahrt keine Grenze mehr gesetzt. Ein weiteres Highlight dieser Woche, fahren wir doch als erste im unberührten Schnee in unbekanntes Gelände, anfangs noch bei Nebel, ab.
Im Sommer waren wir in dieser Gegend, am Mont de l'Etoile, ganz am Anfang - nun setzen wir hier mit der Pointe de Vouasson am Ostermontag den Schlusspunkt. Wir gehen vorbei am Lac bleu, lassen auch schon in der Sonne die Cabane des Aig. Rouges links liegen und gelangen zügig unter den l'Etoile. Auch ihn lassen wir rechts, um unter der Pointe de Darbonneire vorbei auf den Vouassongletscher zu kommen. Wir sehen frische Spuren und einige Menschen auf dem Gipfel - kein Wunder bei diesem Wetter und solchen Verhältnissen. Interessiert schauen wir dann einigen Skifahrern zu, wie sie in der Tiefe über den Glacier de Merdere nach Norden Richtung Pralong verschwinden. Wir machen es viel gemütlicher und fahren, unterbrochen mit einer ausgiebigen letzten Rast, bis fast zum Lac bleu ab. Ein letztes Mal die Schi aufgepackt, eine letzte halbe Stunde gewandert, und schon ist die Osterwoche vorbei.
Klug entscheiden wir, den letzten Nachmittag und Abend bei gutem Essen auf dem Camping in Les Hauderes ausklingen zu lassen: So hat die Seele Zeit nachzukommen!
Die durchaus angenehme - noch schneefreie - Heimfahrt beenden wir traditionsgemäß mit einer Pizza in Klagenfurt, ehe Christine ihren Sepp in Kaiserwald abholt.
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Martha (Donnerstag, 20 April 2017 16:03)
Eine tolle Woche habt ihr auch erlebt, schönes Wetter und schöne Touren!
Christine Spannring (Donnerstag, 20 April 2017 17:45)
Gratulation! - was Ihr alles geschafft habt. Ein bisschen niedrig schaue ich schon auf die vielen bezaubernden Bilder und versuche es mir vorzustellen. Freue mich, wenn Ihr bei unserem nächsten Treffen weitererzählt. Frohe Ostern! kann man da nur noch sagen. L.G.Tine