Unsere Route:
Graz - Leoben - Hieflau - Reichraminger Hintergebirge (Weißwasser) - Steyr - Reichenau - Vissy Brod - Krumau - Budweis - Prag (wo uns Uli sehr nett durch die Stadt führte) - Plzen - Furth im Walde - Deggendorf - Vilshofen - Ried - Attersee - Gmunden - Windischgarsten - Liezen - Schoberpass - Leoben - Graz.
Das Wetter entsprach dem bisherigen Verlauf dieses Jahres, es gab also einigen Regen. Wir erlebten eine sehr interessante, informative Reise mit netten Begegnungen und kleinen Herausforderungen. So gab es doch ein paar Patschen und unser gutes (?) VAUDE-Zelt gab nach nur 2 Jahren endgültig seinen Geist auf.
14 Tage kurz gefasst: Prag ist eine Reise wert.
Wir fahren bewusst spät am Montag in Graz ab, da wir nur bis Leoben wollen. Dort werden wir mit Bier sehr freundlich begrüßt und bekommen extra einen Radlerplatz mit Tisch, Sesseln und Sonnenschirm zugewiesen. Am nächsten Morgen wieder einmal mein Schlampigkeitsfehler: Ich ließ den Gaskocher offen herumstehen, so dass die Piezo-Zündung nicht funktionierte. Also geht's ohne Frühstück los, wir kaufen erst unterwegs ein Feuerzeug und frühstücken dann ausgiebig auf dem Vordernberger Hauptplatz. Der Präbichl und später der Anstieg zur Mooshöhe verlangen uns schon einiges ab, umso mehr ist uns dann der „Biwakplatz“ Weißwasser willkommen. Ein idyllischer Platz mitten im Wald mit Klo, Bach, Unterstand aber ohne Trinkwasser lädt ein.
Dann geht’s fast 20km auf der Schotterstraße zurück ins Ennstal nach Reichraming. Später nach dem Gusental-Radweg fragen wir wieder wie vor 8 Jahren in Reichenau im GH Seyrlberg um die Erlaubnis, das Zelt aufzuschlagen.
Ein herrliches frühmorgendliches Radeln bringt uns nach Bad Leonfelden, weiter nach Vissy Brod und dann die Moldau, die hier noch ein nettes größeres Bacherl ist, entlang über Rozmberk nach Krumau.
Die Besichtigung dieses Städtchens ist wie in vielen Beschreibungen zu lesen sehr lohnend. Schließlich gelangen wir über Budweis nach Hluboka.
Am nächsten Morgen der erste Platten. Die Reparatur scheint besonders angenehm, weil wir noch am Campingplatz sind. Allerdings habe ich nach einigen Kilometern schon den nächsten Platten. Fünfmal werde ich an diesem Tag Patschen picken bzw. Schlauch tauschen…
In Tyn kaufe ich vorsichtshalber den nächsten Schlauch, weiteres Pickzeug und einen neuen Fahrradcomputer, da der alte den nächtlichen Regen nicht überlebt hat.
In vielfach herrlicher Landschaft und über einsame Hügel aber meist recht fern der Moldau radeln wir nach Orlik, wo wir ein Camping auf dem Bauernhof – gutes billiges Abendessen inklusive – beziehen. Nach so manchem Verhauer kommen wir knapp vor Stechovice in einen ordentlichen Stau und statt einer wie es in unserer Beschreibung heißt „herrlichen Abfahrt“ schieben wir an einem schlimmen Motorradunfall vorbei, gerade als der Rettungshubschrauber startet.
In Prag nehmen wir den ersten Campingplatz, machen es uns gemütlich, fahren nur noch einkaufen und lassen den ersten Teil der Reise ausklingen.
Da unser Treffen mit unserem Neffen Ulli um 11:00 auf dem Wenzelsplatz angesetzt ist, können wir Frühaufsteher, nachdem wir die Fahrräder nahe der Karlsbrücke abgestellt haben, das morgendliche Prag fast ohne Touristen bestaunen. Ulli führt uns dann zu einigen Sehenswürdigkeiten, wir genießen den Blick vom Turm des Vitusdomes und essen gemütlich in einem verschwiegenen Lokal, das Ulli von Einheimischen kennt. Danke Ulli!
Zurück geht’s einmal nach Pilsen. Die Fahrt rund um die Stadt wird dann schwierig, weil wir den richtigen Weg nicht so recht finden.
Die Strecke zwischen Pilsen und der deutschen Grenze ist autoarm, schön und fast einsam. Einmal noch fahren wir richtig in die Irre, ein paar heftige Steigungen noch - eigentlich wollen wir nach Deutschland "hinunter" - und dann sehen wir doch endlich Furth im Walde.
Wir geraten in starken Regen, warten einige Zeit unter Bäumen ab und gelangen schließlich doch fast trocken zum freundlichen Camping. Zu diesem kommen noch etliche andere Radlerinnen; mit einem Paar aus London unterhalte ich mich ausgiebiger, sie kennen auch Österreich, die Schweiz und sind davon begeistert. Wir tauschen manche Tipps aus.
Überrascht sind wir, dass es dann in Oberbayern auch Radwege entlang der von uns ausgesuchten Route quer nach Süden gibt, und wir gelangen unmittelbar vor einem starken Gewitterregen nach Vilshofen.
Beim Camping im Bootsclub hilft mir der Betreiber noch sehr freundlich, einen starken Nagel für unser gebrochenes Zeltgestänge zu finden. Er muss allerdings mehr als eine Stunde warten, bis er wegen des starken Regens aufs Boot zu den Ersatzteilen kommt. Endlich komme ich zu meinem schlichten Nagel - aber er hilft.
Rasch sind wir schließlich in Schärding, fahren nur kurz den Inn entlang und biegen ab nach Ried. Ein Geburtstagstelefonat mit Annerl und eine Jause später stellen wir ernüchtert fest, dass im Großraum Ried kein Campingplatz ist. Einen solchen wollen wir doch angesichts des zweifelhaften Wetters.
So gelangen wir an den Attersee, wo wir - zum Teil verständlicherweise - mürrisch empfangen werden:
Hier hat es in der Nacht zuvor so schwere Unwetter und Überschwemmungen gegeben, dass sogar die Feuerwehr im Einsatz war.
Weiterfahrt nach Gmunden: Einmal fragen lohnt sich doch. Die Boutiquenbesitzerin stellt ihren Staubsauger ab und fragt zurück: „Eine Bäckerei nur zum Einkaufen oder ein richtiges Frühstücksbuffet?“ ... So kommen wir auf einem versteckten Platz mitten in Gmunden zu einem herrlichem Frühstück im Freien - mit uns sicher ein Verlustgeschäft für die Bäckerei :))
Einige Steigungen warten noch, bis wir über den Ziehberg ins Kremstal abfahren können. Vertrautere Landschaft, höhere Berge begrüßen uns. Ein landschaftlich hervorragender Weg schmiegt sich an die Hänge des Sengsengebirges, ehe wir direkt nach Windischgarsten einfahren können. Freundliche Begrüßung auf dem für Radfahrer sehr gut geeigneten Camping, ein netter Abend, das Ende der Reise rückt schon näher. Die Pyhrgase und der Bosruck erstrahlen im Abendlicht.
Der Pyhrnpass als letzter nennenswerter Anstieg ist schnell erreicht und in rasanter Fahrt kommen wir nach Liezen – zum Frühstück in die Bäckerei Steindl (!).
Ja, es scheint so, als wäre das zweite, ausgiebige Bäckereifrühstück das Wichtigste auf unserer Reise gewesen. Das erste gab's üblicherweise gleich nach dem Aufstehen um 5 Uhr...
Nach einem kurzen Bad im Gaishorner See reisen wir über den Schoberpass und kommen pünktlich vor dem Regen in Leoben an.
Heim zu geht’s immer schneller. Wir frühstücken :) im sonntags offenen Spar beim Brucker Bahnhof und radeln munter nach Hause, wo wir noch vor elf Uhr ankommen.
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